Vegetarische Ernährung
& Mängel als Begleiterscheinung?!
Kim: Michaela, willkommen zu unserem dritten Interview unserer Expertenreihe hier auf hannoverspeist! Ich freue mich sehr auf das heutige Thema, da es von einer Leserin kommt. Sie hat die Frage an uns gerichtet, ob es bei einer vegetarischen Ernährung zu Mangelerscheinungen kommen kann, welche aufkommen können und wie man diese kompensieren könne. Wir haben uns dem Thema nun gemeinsam angenommen und genähert. Ich hoffe wir können so einen guten Einblick in das Thema bieten und vielleicht auch eine Kommunikation in den Kommentaren unter diesem Beitrag anregen. Wollen wir beginnen?!
Kim: Was heißt es eigentlich sich vegetarisch zu ernähren?
Michaela: Vegetarier unterschieden sich klar zu Veganern. Bei Vegetariern wird auf Fleisch und Fisch verzichtet. Tierische Erzeugnisse wie Eier, Milch oder Käse stehen jedoch noch auf dem Speiseplan.
Kim: Wir wollen ja heute auch Mangelerscheinungen bei dieser Ernährungs-Form eingehen. Zu welchen Mängeln kann es durch die vegetarische Ernährung denn überhaupt kommen?
Michaela: Häufig kann ein Mangel an Proteinen, Vitamin B 12, Eisen, Magnesium und Zink auftreten.
Kim: Oh an Proteine habe ich gar nicht an erster Stelle gedacht. Wofür sind denn die Proteine eigentlich gut?
Michaela: Die unterschiedlichen Proteinarten erfüllen zahlreiche Funktionen. Eiweiße liefern hauptsächlich die Grundbausteine für Muskeln, Organe und Blut, aber auch für Enzyme und Hormone, etwa zur Immunabwehr.
Ein Mensch sollte täglich in etwa 0,8 Gramm Proteine pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen – bei Sportlern erhöht sich dieser Richtwert nochmals. Vegetarier können für eine ausreichende proteinzufuhr zum Beispiel auf Milchprodukte und Eier, aber auch Hülsenfrüchte, Nüsse oder Tofu zurückgreifen.
Kim: kannst Du leckere Beispiele für Hülsenfrüchte aus Deiner eigenen Ernährung nennen?
Michaela: Ich greife gern zu Kichererbsen, normalen Erbsen und jetzt in der Saison auch zu verschiedenen Bohnen. Auch Gerichte mit den kleinen roten Linsen bereite ich gerne zu, da sie sich sehr vielfältig in meine Küche integrieren lassen. Besonders beliebt bei meiner Familie ist die vegetarische Linsen-Bolognese.
Kim: Oh ja da habe ich hier auch ein tolles Rezept für auf hannoverspeist. Das werde ich direkt mal unter dem Beitrag verknüpfen. Du hast anfangs auch was von Vitamin B 12 Mangel gesagt? Wollen wir hier noch mal drauf zu sprechen kommen? Wofür ist denn eigentlich Vitamin B 12?
Michaela: Eine der wohl wichtigsten Fragen! Vitamin B12 ist wichtig für die Blutbildung und die Nervenzellen. Es ist vor allem in Fleisch, ganz besonders in rotem Fleisch wie Rindfleisch zu finden. Darum lässt es sich tatsächlich nur schwer durch andere Lebensmittel kompensieren.
Kim: Gibt es denn einen Tagesbedarf an Vitamin B 12 den man erreichen sollte?
Michaela: Ja da gibt es tatsächlich einen Richtwert! Der Tagesbedarf von Vitamin B 12 liegt gemäß der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Jugendliche ab 15 Jahren sowie Erwachsene bei etwa 4 Mikrogramm.
Während Schwangerschaft und Stillzeit erhöht sich der Bedarf auf 4,5 bis 5,5. Ich würde daher dazu raten, sich ab und zu ein Frühstücksei zu gönnen und täglich hochwertige Milchprodukte zu verzehren.
Kim: Wie zeigt sich denn ein Vitamin B 12 Mangel? Gibt es bestimmte Symptome auf die ich achten kann?
Michaela: Leider zeigt sich ein Mangel hier erst sehr spät, meist wenn der Vitamin B 12 Speicher schon sehr erschöpft ist. Also generell können diese Symptome natürlich auch immer andere Ursachen haben und wenn Sie länger anhalten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Symptome können beispielsweise Muskelschwäche, Müdigkeit, Konzentrationsschwächen oder Kopfschmerzen sein.
Kim: Wie kann ich denn nun einen Vitamin B 12 Mangel ausgleichen?
Michaela: Da streiten sich die Geister, da es wirklich in fast keinem anderen Lebensmittel enthalten ist. Es gibt andere Lebensmittel mit B‑Vitaminen wie beispielsweise Hülsenfrüchte, fermentiertes Gemüse (Kimchi) oder auch in Tempeh. Ich würde hier zu eine regelmäßige Blutuntersuchung beim Hausarzt raten.
Kim: Okay, Du hast außerdem noch von Eisenmangel gesprochen, wie gleicht man denn hier einen Mangel aus?
Michaela: Eisen ist deutlich leichter aufzunehmen. Man kann hier mit viel Blattgemüse (z.B. Spinat), Nüssen und Samen, sowie wiederholt Hülsenfrüchten und bestimmte Getreidesorten entgegenwirken. Leinsamen, Quinoa und Kürbiskerne sind auch nicht zu verachten. Und auch Mango, Avocado und Erdbeeren können den Speiseplan bereichern.
Anmerken möchte ich noch, dass man um Eisen aufzunehmen den Körper zusätzlich mit Vitamin C unterstützen sollte, dieses trägt dazu bei, dass es vom Körper besser aufgenommen werden kann.
Kim: Was muss ich bei Zink-Mangel beachten, das hattest Du ja auch noch erwähnt?
Michaela: Zink-Mangel zeigt sich häufig durch Hautunreinheiten, eine schlechte Wundheilung und brüchiges Haar. Denn Zink unterstützt unser Immunsystem. Ich kann den Speicher jedoch ganz leicht durch Joghurt, Käse und Milch befüllen.
Kim: Ich habe gehört, dass die vegetarische Ernährung auch zu einem Magnesiummangel führen kann, stimmt das?
Michaela: Ja das ist richtig, dass kann schon vorkommen. An der Stelle sollte man vermehrt auf vegetarische Magnesiumquellen zurückgreifen. Diese sind beispielsweise in Kernen und Nüssen oder auch diversen Vollkornprodukten enthalten. Ganz hoch oben auf meinem Speiseplan steht auch der Brokkoli.
Im Hochsommer durch vermehrtes Schwitzen, oder bei Stress können die Magnesium-Reserven so stark beansprucht sein, dass eine Magnesium-Zufuhr über Nahrungsmittel nicht mehr ausreicht. Hier kann auf ein hochwertiges Magnesium Präparat aus der Apotheke zurückgegriffen werden. Wenn ich viel Sport treibe, dann greife ich außerdem zu einem guten Mineralwasser, da es häufig deutlich mehr Magnesium enthält als herkömmliches Leitungswasser.
Kim: Okay gut zu wissen, denn das Thema der Nahrungsergänzungsmitteln ist ja auch immer umstritten. Gibt es grundsätzlich Ergänzungsmittel von denen Du tatsächlich abrätst? (Eisen zum Beispiel?)
Michaela: Ich bin generell für eine gesunde Mischkost. Von allem etwas in seinen täglichen Speiseplan einzubauen. Man sollte hier vorsichtig vorgehen und nicht wahllos zu Produkten aus der Drogerie greifen. Hochwertige Präparate, die zuvor mit dem Hausarzt abgesprochen wurden in der richtigen Dosierung sind in meinen Augen aber okay.
Kim: Was gibt es denn sonst noch zu beachten?
Michaela: Da kann ich nur noch mal auf mein ‚Lieblings Thema‘ zu sprechen kommen. Eine gesunde Mischkost ist das Beste für unseren Körper. Von allem etwas und in ausreichenden Mengen zu sich zu führen. Sogenannte ‚Pudding-Vegetarier‘ die ausschließlich auf Fleisch und Fisch verzichten, sich aber ansonsten nicht mit einer gesunden, vielseitigen Ernährung befassen fahren auf lange Sicht leider nicht gut mit der vegetarischen Ernährung. Zusetzlich sollte auf eine ausreichende Omega-3-Fettsäuren Zufuhr geachtet werden.
Leinsamen, Hanfsamen, Walnüsse bzw. das jeweils daraus gewonnene Öl sowie Rapsöl sind hier hoch im Kurs. Da decken beispielsweise ein bis zwei Teelöffel Leinsamen bzw. ‑öl den Tagesbedarf.
Kim: Auch gut zu wissen. Omega‑3 Fette aus Fisch fallen in dem Fall ja auch weg. Was sind denn nun eigentlich die Vorteile einer vegetarischen Ernährung?
Vegetarier haben bei einer ausgewogenen Ernährung tatsächlich einige gesundheitliche Vorteile gegenüber den Fleischessern. So kommen unter Vegetariern beispielsweise weniger Herzinfarkte vor. Sie weisen meist niedrigere Blutfette und Cholesterin-Werte auf. Ihr Blutdruck ist niedriger und auch der BMI.
Kim: Mit welchen Nährstoffen sind Vegetarier denn besser versorgt als Fleischesser?
Michaela: Auch hier wieder: gemäß einer qualitativ guten und ausgewogene vegetarische Ernährung, kann dies zu einer ausgezeichneten Versorgung mit den Mineralien Magnesium und Kalium, den Vitaminen Folsäure, Vitamin C und E, Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen wie Phenolen, Flavonoiden, Phytosterinen und Carotinoiden führen. Nicht ohne Grund gibt es inzwischen ganze Sportteams die ausschließlich vegetarisch oder sogar vegan trainieren.
Mein Fazit lautet also: Vegetarier die sich wirklich mit ihrer gesunden Nahrung auseinander setzen haben einen deutlichen Vorteil. Pflanzliche Fette sind einfach deutlich bekömmlicher für den menschlichen Körper als tierische Fette.
Kim: Hast du denn sonst noch etwas zu ergänzen?
Michaela: Egal aus welchen Gründen man sich für die vegetarische Ernährung entschieden hat, sollte auf Fertigprodukte verzichten werden und stattdessen selber gekocht werden. Hier bietet sich ein besserer Überblick über die Nährstoffe die man zu sich nimmt und vermeidet die Aufnahme von Zusatzstoffen. Um den Alltag zu erleichtern, bietet es sich an Essen für die Woche vorzubereiten. Ich koche gern Vollkornnudeln, Reis in größeren Mengen vor und bereite dann schnelle Curries oder Soßen zu.
Hier auf Deinem Blog ist man schon gut informiert finde ich. Ich mag es, dass man deine Gerichte in Jahreszeiten und Ernärhungsformen untergliedern kann. So bietest Du für jeden eine geeignete und gute Übersicht. Toll!
Kim: Ach vielen Dank! Ich freue mich über Dein Lob! Genau das wollte ich mit meinem Blog erreichen. Für jede Ernährungsform und Jahreszeit Anregungen schaffen, um sich gesund und ausgewogen zu ernähren.
Michaela ich danke Dir für das Gespräch und freue mich wenn Du hier in den Kommentaren noch ‚Rede und Antwort‘ stehen wirst.
Michalea: Sehr gerne! Immer noch ein schönes Format das wir uns hier überlegt haben. Ich würde mich freuen wenn es mehr Menschen nutzen würden und uns ein paar weitere Themen zuspielen möchten.
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