Getreidesorten
Gluten und Alternativen
Kim: Heute wollen wir uns über Getreidesorten unterhalten. Die wichtigsten Sorten, alte Sorten, die heimischen Getreidearten, Pseudogetreide, also Sorten, die eigentlich gar kein Getreide sind, aber dennoch so verwendet werden können und ideal bei möglichen Intoleranzen oder Allergien sind. Ich selbst habe mich ja auch schon viel mit Getreide, insbesondere Gluten, auseinandergesetzt und hier oft Michaelas Rat gesucht. Umso mehr freue ich mich, hier heute das Thema mit ihr zu behandeln.
Zunächst wollte ich von Michaela wissen: Welche Getreidesorten kommen denn so in Deinem/ Eurem Alltag vor?
Michaela: In unserem Alltag kommt schon ein hoher Weizenanteil vor. Ich verwende aber auch gern noch Roggen- und Dinkelmehl.
Kim: Wie setzt Du das genannte Getreide dann ein?
Michaela: Ich nutze es zum Beispiel als Brot, gerne Vollkorn und einen Teil Roggen. Das macht das Brot besonders saftig und hält es lange frisch. Ab und zu bereite ich auch mal vegetarische Frikadellen aus Körnern zu. Und am Morgen natürlich mein Müsli, da greife ich gern zu Haferflocken oder Flocken aus Buchweizen.
Kim: Oh ja, lecker! In den Genuss Deiner Frikadellen durfte ich ja bereits auch schon kommen. Sie haben mich damals zu meinen Reis-Bratlingen inspiriert, die jetzt auch als Rezept hier auf dem Blog zu finden sind. Welche bekannten Getreidesorten gibt es denn generell, die Dir einfallen?
Michaela: So spontan fallen mir da Hafer, Dinkel, Weizen, Roggen und Gerste ein. Dazu kommen dann noch die Pseudogetreide.
Kim: Kannst Du diese auch benennen?
Michaela: Na klar, da sind Mais, Reis, Hirse, Buchweizen, Quinoa und Amaranth.
Kim: Was genau machen denn die Pseudogetreide aus? Warum heißen die so?
Michaela: Sie bieten eine tolle Alternative zu Getreide. Pseudogetreide zählen jedoch gar nicht zu den Brotgetreiden. Vielmehr handelt es sich bei Amaranth, Quinoa, Buchweizen und Co. um einjährige Pflanzen, deren Samen sich ganz oder gemahlen ähnlich wie Mehl einsetzen lassen. Sie enthalten kein Gluten und sind daher bekömmlich für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit.
Kim: Was genau ist denn dieses ‚Gluten‘?
Michaela: Gluten ist ein natürliches Eiweiß, auch Klebereiweiß genannt, das in Weizen und anderen Getreidesorten vorkommt.
Kim: Was macht Gluten denn für viele Menschen so schwer verdaulich?
Michaela: Viele Menschen können gegen Gluten eine Unverträglichkeit entwickeln. Glutenhaltige Nahrungsmittel lösen dann bei ihnen eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut aus. Diese Entzündung bewirkt, dass wichtige Nährstoffe aus Getreideprodukten unverdaut im Darm verbleiben, während der Körper selbst weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen und nutzen kann. Durch eine Umstellung der Ernährung lässt sich die Krankheit jedoch sehr gut in den Griff bekommen.
Hinzuzufügen ist, dass auch erbliche Faktoren bei einer Intoleranz häufig eine Rolle spielen können. Aber auch das Immunsystem, Infektionen oder die Ernährung können Gründe sein. Dabei gilt, dass Unverträglichkeit nicht gleich Unverträglichkeit ist. Generell wird in drei Krankheitsbilder differenziert: die Zöliakie, Gluten- bzw. Weizensensitivität und die Weizenallergie. Häufig werden diese Begriffe gleichgesetzt, dabei bedeuten sie – auch für die Betroffenen – völlig unterschiedliche Symptome und Herausforderungen.
Kim: Kannst Du sagen, welche Symptome dabei auftreten können?
Michaela: Oft ist von häufigen Bauchschmerzen, Durchfall oder auch Kopfschmerzen die Rede. Aber auch Muskel- oder Gliederschmerzen können zu den Beschwerden zählen.
Ich würde jedoch zunächst die Beschwerden mit einem Arzt abklären, eh man auf Pizza, Brot, Nudeln und Co. verzichtet.
Kim: Kommt dieses Gluten auch in den Urgetreidesorten vor? Von denen habe ich viel gehört unter anderem, dass sie bekömmlicher sein sollen?!
Michaela: Ja! Auch im Urgetreide ist Gluten enthalten! Jedoch deutlich weniger.
Kim: Worum handelt es sich denn eigentlich beim Urgetreide?
Michaela: Die heute so kostbaren Urgetreide sind die Vorgänger moderner Sorten. Sie wurden früher, vor vielen tausend Jahren angebaut, bevor sie aus Effizienzgründen fast gänzlich von den Feldern verschwanden. Jedoch kehren sie aktuell Stück für Stück auf die Felder zurück, da mehr Vielfalt gewünscht ist und sie zudem auch ernährungsphysiologische Vorteile bieten. Noch dazu weisen sie einen ganz besonderen Geschmack auf und sind weitestgehend naturbelassen. Die alten Sorten sind zudem resistenter gegen Krankheiten und nachhaltig in der Erzeugung.
Kim: Kannst Du ein paar Sorten nennen?
Michaela: Da fallen mir direkt Einkorn, Urroggen, Urdinkel und Emmer ein.
Kim: Oh ja, aus Emmer gibt es ja sogar Nudeln, habe ich kürzlich gesehen. Was unterscheidet denn diese Sorten von modernen Getreidesorten?
Michaela: Das Getreide, das man auf unseren heimischen Feldern findet, ist bereits seit Jahrtausenden keine natürliche Pflanze mehr, sondern durch den Menschen gezüchtet. Schon von Urzeiten her wurde diese Kulturpflanze immer neu beeinflusst und kultiviert. Durch Züchtungen und neuen Kreuzungen wird der Wuchs der Getreidepflanzen dahingehend beeinflusst, möglichst ertragreiche Ähren zu züchten. So erhält das Getreide immer größere Ähren mit vielen, möglichst großen Körnern. Auch wird versucht, sie gegen Umwelteinflüsse wie beispielsweise Klimaschwankungen, Krankheiten und Schädlingen resistenter zu machen.
Kim: Gibt es denn bei der Verarbeitung von Urgetreide etwas zu beachten?
Michaela: Ja schon. Wenn wir beim Beispiel Emmer bleiben, so ist dieser besonders gut geeignet für Brot und Gebäck. Er verleiht diesen Produkten eine charakteristische dunkle Farbe und ein einzigartiges feinwürziges Aroma.
Beim Backen ist jedoch zu beachten, dass die Backeigenschaften von Urgetreiden bei weitem nicht so gut sind, wie die vom herkömmlichen Weizen, da sie vergleichsweise geringere Klebereigenschaften haben. Die alleinige Verwendung von Urgetreide in Gebäcken kann daher zu Schwierigkeiten bei der Verarbeitung und zu unbefriedigenden Backergebnissen führen. Emmer hat einen sehr straffen Kleber und eine geringe Dehnbarkeit. Die eingeschränkte Backfähigkeit führt bei den Gebäcken zu einem geringeren Volumen.
Kim: Du sprichst von geringeren Klebereigenschaften. Glaubst Du, dass die Züchtungen und die höhere Konzentration an Gluten die Unverträglichkeiten begünstigt haben?
Michaela: Ich sehe da tatsächlich eine Verbindung. Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf glutenhaltige Lebensmittel und sind gezwungen, auf jegliche Getreideprodukte zu verzichten.
Kim: Gibt es denn gute Alternativen für Menschen mit Zöliakie?
Michaela: Ja, mittlerweile gibt es ein breites Spektrum an Alternativen. Zum Beispiel Brotsorten, die kein Gluten enthalten. Vor einigen Jahren mussten Betroffene noch auf Brot aus Mais- oder Reismehl zurückgreifen. Dieses war jedoch sehr trocken und hatte kaum wertvolle Inhaltsstoffe. Inzwischen werden für die Herstellung von Brot auch Quinoa, Buchweizen oder Amaranth eingesetzt. Diese sind schmackhaft, haben eine weiche Kruste und enthalten ausreichend Proteine und Ballaststoffe für eine gesunde Ernährung.
Kim: Worauf müssen Menschen mit Unverträglichkeit denn noch achten?
Michaela: Da Gluten in allen Getreidesorten vorhanden ist, findet man es auch in vielen Lebensmitteln. So findet Gluten sich manchmal auch in scheinbar glutenfreien Lebensmitteln (wie Soßen, Bratlingen und mehr) wieder und Betroffene sollten besonders achtsam durch den Alltag gehen.
Kim: Ja das stimmt, Mehl ist eben auch ein gutes Bindemittel für Soßen oder eine Panade. Fällt Dir abschließend noch etwas ein?
Michaela: Ich würde verschiedene Brotsorten ausprobieren und darauf achten, dass sie ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe beinhalten und bei ihrer Herstellung eine lange Teigführung beachtet wurde. Während einer langen Teigführung bekommen die Brote genügend Zeit, um zu gehen. Das ist wichtig, denn nur dann quellen die Ballaststoffe und auch die Stärke richtig auf und können vom Körper besser verarbeitet werden. In der Kampfelder Hofbäckerei hier bei uns in Hiddestorf bekommen die Brote diese Zeit noch und das schmeckt man auch!
Kim: Vielen Dank für den Tipp und vor allem für Deine Zeit, Michaela! Ich hoffe, das Thema findet hier Anklang und wird zur Anregung für einen Austausch auf Instagram oder hier in den Kommentaren genutzt.
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