Edelpilze Bella Funghi
in Eystrup bei Nienburg
Inhaber
Wiebke Baumgart und Wolfgang Hiller
Ort
Eystrup
Produkte
Schiitakepilze, Kräuter- und Austernseitlinge
Gründung
2000
Besonderheit
Die Zucht in ehemaligen Bunkern, 2‑Mann-Betrieb
Landschaftlich idyllisch gelegen, erwartet mich zwischen Walsrode und Nienburg/Weser eine besonders spannende Erfahrung. Denn die Idylle trügt ein wenig: Der Betrieb Bella Funghi ist in alten Katakomben untergebracht! In der Nähe von Eystrup präsentieren mir Wolfgang Hiller und Wiebke Baumgart stolz ihre Bioland Edelpilzzucht.
Bereits im Dezember 2000, nur wenige Monate nach Gründung des Betriebes, wurde die zuvor für die Zucht genutzte Scheune zu klein und so verlegte Wolfgang Hiller seine Tätigkeit zunächst testweise in 3 ehemalige Bunker. Das sorgt für eine besondere Atmosphäre bei meinem Besuch, ..den Pilzen scheint es jedenfalls zu gefallen, denn 2002 konnte die Größe der Zucht auf 8 Bunker mit insgesamt 400 qm ausgedehnt werden.
Dort werden nun aus vollster Überzeugung und mit großer Leidenschaft Shiitakepilze sowie Kräuter- und Austernseitlinge gezüchtet. Jeder Schritt wird direkt bei Bella Funghi durchgeführt, von der Anzucht der Kulturstämme bis hin zu Verpackung und Etikettierung. Sogar das Substrat stellen Wolfgang und Wiebke selbst her: Ein Gemisch aus Sägemehl, Weizenkleie, Weizen, Lebensmittelkalk und Wasser werden vermischt und (in Beutel) abgefüllt. Die Mischung wird anschließend bei 97°C über mehrere Stunden gekocht.
Um die 450 Blöcke Substrat entstehen so jede Woche, dabei sind auch unterschiedliche Mischverhältnisse vertreten, die auf die verschiedenen Bedürfnisse der jeweiligen Pilzsorten abgestimmt sind. Auf die abgekühlten Substratblöcke wird dann unter dem Sterilisator ungefähr ein Esslöffel der Kultur aufgebracht, in der Fachsprache sagt man der Block wird „geimpft“. Selbst die Brut wird von den beiden Betreibern in mühevoller Arbeit eigenständig in Petrischalen angelegt, wobei Sporen der erwachsenen Pilze sich zu Kulturstämmen entwickeln, aus denen wiederum neue Pilze wachsen können — schon ein bisschen faszinierend.
Auf den geimpften Blöcken reifen die verschiedenen Pilze nun langsam heran. Zunächst erfolgt die Besiedelungs- und Wachstumsphase, in der sich ein Pilzgeflecht bildet. Diese Phase dauert zwischen 8 Wochen (Kräuterseitling) und 26 Wochen (Shiitake). Durch eine Absenkung der bis dahin konstanten Temperatur wird die Fruchtbildungsphase initiiert, in der dann alles ganz schnell geht: Je nach Sorte wachsen die Pilze innerhalb von 8 bis 15 Tagen auf ihre Erntegröße heran, wobei sich die Größe eines einzelnen Pilzes innerhalb von 24 Stunden gut und gerne mal verdoppeln kann. Sind die Pilze reif, folgt die 5 bis 15 Tage lange Erntephase, in der Wolfgang und Wiebke in Handarbeit die Pilze einzeln abschneiden. Helfer haben die beiden nur selten.
Zuletzt werden die Pilze verpackt und ausgeliefert. Vorwiegend an Naturkostgroßhändler und Abo-Kisten-Betriebe wie die Gemüsekiste.
Auf die Frage hin, wie und warum die beiden angefangen haben Pilze zu züchten, erklärt mir Wiebke lachend: „Wolfgang isst so gerne Pilze. Wir haben klein angefangen damals, auf Strohballen!“ Auch gut angefeuchtetes Stroh kann nämlich mit Pilzkulturen erfolgreich geimpft werden. Mit Austernpilzen und Braunkappen auf 250 Strohballen im eigenen Garten begannen sie ihre Zucht, mussten diese aber aufgrund vermehrter schädlicher Umwelteinflüsse in geschlossene Räume verlegen.
Eine biologische Anbauweise war für beide selbstverständlich und so war Bella Funghi von Beginn an Bioland-zertifiziert. An ihrer Tätigkeit gefällt der gelernten Industriekauffrau und dem Elektrotechniker die große Selbstbestimmung und zusehen zu können, wie die eigene Arbeit Früchte trägt. Außerdem essen beide immer noch sehr gerne Pilze. „Meine Lieblingspilze sind Austernpilze und Shiitake“, sagt Wiebke. Sie erklärt mir, dass Pilze streng biologisch gesehen keine Pflanzen sind, sondern vielmehr Organismen: „Pilze sind dem Menschen genetisch ähnlich“. Ich finde: Pilze sind vor allem lecker!
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